Ob man mit Strategie beim Glücksspiel Geld gewinnen kann, lässt sich nicht mit einem eindeutigen Ja oder Nein beantworten. Es kommt sehr darauf an, welches Spiel man betrachtet, welche Art von Strategie gemeint ist und wie viel Zeit, Wissen und Disziplin der Spieler mitbringt. Kurz gesagt: In einigen Fällen ist es möglich, langfristig einen positiven Erwartungswert zu erzielen; in vielen anderen Fällen bleibt das Haus im Vorteil und die Chancen, über längere Zeit Gewinne zu erzielen, sind gering.
Bei reinen Glücksspielen ohne Geschicklichkeitselemente — dazu gehören die meisten Spielautomaten, Lotterien oder einfache Casino-Wetten wie Roulette auf einzelne Zahlen — ist das Ergebnis zufallsabhängig und das Casino hat in der Regel einen eingebauten Hausvorteil. Das bedeutet, dass die erwartete Rendite pro Einsatz langfristig unter 100 % liegt. Kurzfristige Gewinne sind möglich, aber langfristig rechnet sich das für das Casino. Für solche Spiele gibt es keine sinnvolle Strategie, die den Hausvorteil nachhaltig eliminiert.
Anders sieht es bei Spielen aus, in denen Können, Information oder Entscheidungsfindung eine Rolle spielen. Poker ist das wohl bekannteste Beispiel: Hier spielen die Entscheidungen der Gegner, das Bluffen, Position, Bankroll-Management und das Verständnis von Wahrscheinlichkeiten eine große Rolle. Ein besserer Spieler kann über breite Stichproben hinweg einen Vorteil gegenüber schlechteren Gegnern erzielen und damit profitabel sein, obwohl das Casino (bei Poker vor allem über den Rake) einen Teil der Gewinne abschöpft. Wichtig sind aber Lernaufwand, Disziplin, Fähigkeit zur Anpassung und ein solides Money-Management.
Auch beim Blackjack kann durch korrekte Spielweise (Basic Strategy) der Hausvorteil stark reduziert werden. Manche Spieler betreiben zusätzliches sogenanntes Advantage Play, etwa Kartenzählen, um tatsächlich einen positiven Erwartungswert zu erreichen. Kartenzählen ist rechtlich nicht verboten, aber Casinos wehren sich: Sie können Spieler vom Spiel ausschließen oder Maßnahmen ergreifen, die das Zählen unpraktisch machen (häufigeres Mischen, mehrere Decks, Überwachung). Advantage Play ist anspruchsvoll, erfordert Disziplin, Übung und die Bereitschaft, auf Gegenmaßnahmen zu reagieren.
Beim Sportwetten und Wertwetten (Value Betting) ist ebenfalls ein Unterschied zwischen Freizeitwetten und professionellem Wetten zu sehen. Wer systematisch Informationsvorteile hat — bessere Modelle, schnellere Informationen, tieferes Fachwissen oder disziplinierte Bankroll- und Einsatztaktiken — kann unter Umständen langfristig profitabel sein. Allerdings ist die Marge oft klein, die Buchmacher passen Quoten an und es gibt erhebliche Varianz. Erfolgreiches Wetten ist eher ein Geschäftsmodell: Modellierung, Stammdaten, Kosten, Limits durch Buchmacher und psychologische Stabilität sind entscheidend.
Zentrale Konzepte, die für die Frage relevant sind:
- Erwartungswert (EV): Einzig der langfristige Durchschnittswert von Gewinnen und Verlusten zählt. Positive kurzfristige Schwankungen ändern nichts am langfristigen EV.
- Varianz und Stichprobengröße: Selbst mit einem Vorteil braucht man viele Spiele/Wetten, damit sich der Vorteil statistisch durchsetzt. Kurzfristig können große Verluste auftreten.
- Bankroll-Management: Sinnvolle Einsatzgrößen begrenzen das Risiko eines Totalverlusts und reduzieren die Gefahr des Ruins. Ohne adäquates Money-Management ist auch eine vorteilhafte Strategie schnell zunichtegemacht.
- Psychologie und Disziplin: Tilt (emotionales Spielen nach Verlusten), Übermut nach Gewinnen und schlechte Risikokontrolle sind Hauptgründe für Misserfolg.
- Gegenmaßnahmen und Marktanpassung: Casinos und Buchmacher reagieren auf profitable Spieler (Limits, Sperren, Quotenanpassungen). Ein ehemals funktionierender Vorteil kann dadurch verschwinden.
Praktische Konsequenzen: Wenn das Ziel ist, mit Glücksspiel Geld zu verdienen, sind die realistischeren Wege, Fähigkeiten zu entwickeln und Spiele zu wählen, in denen Fähigkeiten eine Rolle spielen (z. B. Poker, Sportwetten mit systematischer Analyse, Blackjack mit Advantage Play). Das erfordert erheblichen Aufwand, finanzielle Puffer, akkurate Aufzeichnungen und eine professionelle Herangehensweise. Für die Mehrheit der Freizeitspieler sind Glücksspielaktivitäten jedoch eher Unterhaltungsangebote, bei denen Verluste als Preis für das Spielvergnügen betrachtet werden sollten.
Zuletzt sollte man die Risiken nicht unterschätzen: Spielsucht, finanzielle Probleme und soziale Folgen sind reale Gefahren. Jede Strategie sollte von verantwortungsvollem Spielverhalten begleitet werden: feste Limits setzen, nur Geld einsetzen, dessen Verlust man verkraften kann, und bei Anzeichen problematischen Spielens Hilfe suchen.
Fazit: Ja — unter bestimmten Bedingungen und in bestimmten Spielen kann man mit Strategie langfristig Geld verdienen. Es ist jedoch schwierig, zeitaufwendig und risikobehaftet. Für die meisten Glücksspiele ohne Skill-Anteil gibt es keine Strategie, die das negative Erwartungswert-Problem dauerhaft löst.
